Friedrich Loeffler Institut,
Insel Riems

Das Friedrich-Loeffler-Institut ist eines der führenden Forschungseinrichtungen auf dem Gebiet der Tiergesundheit und wurde 1910 als weltweit erste virologische Forschungsstätte von seinem Namensgeber Friedrich Loeffler gegründet.
Im Mittelpunkt der Arbeiten des FLI stehen die Gesundheit und das Wohlbefinden landwirtschaftlicher Nutztiere und der Schutz des Menschen vor Zoonosen, d. h. zwischen Tier und Mensch übertragbaren Infektionen.
Als Bundeseinrichtung betreibt das FLI über 75 nationale Referenzlaboratorien für anzeigepflichtige Tierseuchen und meldepflichtige Tierkrankheiten.
Der Hauptsitz des Instituts mit zwölf Fachinstituten an fünf Standorten ist die Insel Riems.

Im Rahmen einer Bundesbaumaßnahme auf der Insel Riems führt der Betrieb für Bau und Liegenschaften Mecklenburg-Vorpommern, Geschäftsbereich Greifswald, im Auftrag der Bundesrepublik Deutschland einen Realisierungswettbewerb zur Kunst am Bau durch.

1-Foyer
2-Foyer
3-Blickaus1OGinsFoyer
4-Wandanordnung
5-Saalwandfrontal
6-IkosaederWolke
7-Saalwandschrag
8-Materialitat
9-Licht-Schatten
10-SpeisesaalmitBestuhlung
11-SpeisesaalmitBestuhlung
12-DetailSaalwand
13-DetailStahlrohrobjekt
14-MehrereStahlrohrobjekte
15-Blickvondraussen
16-Nachtstimmung
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Inhaltliche Bezüge und Entwurf
Viren sind in unserem Umfeld allgegenwärtig, dringen in unseren Lebensraum ein und beeinflussen unser Leben.
Der Ikosaeder findet sich als Grundelement in vielen Virenstrukturen wieder – insbesondere in denen, die für das Friedrich Loeffler Institut von Interesse sind. In der Virenforschung am FLI nimmt der Ikosaeder somit einen besonderen Stellenwert ein und kann als wichtiges Symbol und als repräsentatives Zeichen für das FLI angesehen werden.
Angeregt durch die wissenschaftlichen Hintergründe und die Bildwelten aus dem Kontext der Virenforschung wurde im Konzept meiner Gestaltung der idealisierte Körper des Ikosaeder und das Verhältnis von Viren zum Menschen in den Mittelpunkt gestellt.

Der Körper des Ikosaeder
Der Ikosaeder ist einer der fünf platonischen Körper, der sich durch eine vollkommene Regelmäßigkeit auszeichnet. Er besteht aus 20 gleichseitigen Dreiecken, 12 Eckpunkten und 30 Kanten.
Die Kapside vieler Viren haben eine ikosaedrische Symmetrie. Viren sind bestrebt ihre Nukleinsäure optimal zu verpacken. Der Ikosaeder ist in dieser Hinsicht besonders günstig, da er von allen regelmäßigen Polyedern das größte Volumen besitzt.

Raumsituation
In einer raumgreifenden Wandarbeit durchstoßen die Figuren, die aus dem Ikosaeder abgeleitet wurden, in verschiedenen Größen, Schnitten und Anordnungen die Raumwand.
Wie Viren, die eine Zellmembran durchdringen, drängen die Körper in Foyer und Aufenthaltsraum und erobern so Bereiche, die von den Angestellten und den BesucherInnen des FLI benutzt werden. Die Räume werden zu einer biologischen Zelle und die MitarbeiterInnen und BesucherInnen treten an die Stelle des Zellnukleus.
Bei diesem Entwurf für das FLI handelt es sich um ein Hybrid aus Wand- und Raumgestaltung. Die Arbeit wird durch die Bewegung der BetrachterInnen im Raum unterschiedlich wahrgenommen und es entstehen immer wieder neue Bildperspektiven und überraschende Raumsituationen. Der forschende Blick und das suchende Schauen aus der wissenschaftlichen Arbeit der MitarbeiterInnen finden sich hier wieder.

Material und Konstruktion der Objekte
– Edelstahlstangenkonstruktion
– Satiniertes Acrylglas
– hölzerne Vollkörper mit Wandfarbe

Die Figuren werden in drei verschiedenen Materialien ausgearbeitet. Einmal deuten Edelstahlstangen die Seitenkanten der Ikosaeder nur an, die Seitenflächen hingegen sind offen und bieten klare Einblicke und Durchblicke auf andere Körper. Andere Objekte sind komplett aus satiniertem Acrylglas gefertigt und haben einen durchscheinenden, semitransparenten Charakter. Ein Blick hindurch, auf andere Körper, ist nur schemenhaft möglich. Die dritte Gruppe der Ikosaeder ist aus einem hölzernen Massivkörper gefertigt und mit der Wandfarbe vor Ort überzogen. Diese Objekte sind völlig opak und bieten keinerlei Durchblicke.
Die unterschiedlichen Materialien der Körper und ihre verschiedenen transparenten Eigenschaften thematisieren die Suche der wissenschaftlichen Forschung nach Erkenntnis und Klarheit: Transparenz = Erkenntnis

Lichtinszenierung
In einer speziell definierten Lichtinszenierung werden die Körper mit Scheinwerfern zusätzlich beleuchtet. Schatten der Edelstahlkörper fallen auf Wände und die umliegenden Ikosaeder und werden an diesen Objekten gebrochen. Licht akzentuiert die unterschiedlichen Materialien und betont ihre verschiedenen transluzenten und transparenten Eigenschaften. Einblicke, Durchblicke und Oberflächenbilder vermischen sich.
Die Raum-Wand-Gestaltung interagiert mit den verschiedenen Lichtsituationen von Tages- und Raumlicht und erzeugt zu den verschiedenen Tageszeiten ein abwechslungsreiches und lebendiges Lichtspiel im Raum.

1-InselRiems
2-Gebaudeansicht
3-Rohbau1
4-Rohbau2
5-Rohbau3
6-Rohbau3
7-Rohbau4
8-Bestandskunst1
9-Bestandskunst2
10-Bestandskunst3
11-Schauobjekt1
12-Schauobjekt2
13-Schauobjekt3
14-Schauobjekt4
15-Viren1
16-Viren2
17-Viren3
18-Viren4
19-IkosaederGrafik
20-IkosaederBeschreibung
21EntwurfFoyer
22EntwurfSpeisesaal
23-Imagefoto
24-Imagefoto
25-AnordnungderObjekte
26-GroederObjekte
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Kunst am FLI
Mit der Gestaltung einer ortsbezogenen Arbeit – dem Bezug zur wissenschaftlichen Forschung am Institut – wird eine Tradition aufgenommen, die in der vorhandenen Bestandskunst bereits angelegt ist. Während in den Malereien aus den Jahren 1957-60 der Blick in das Labor, auf den Menschen als ForscherInnen und besonders die Tierwelt abgebildet sind, wird in dieser Arbeit der Gegenstand der Forschung in seiner Mikrostruktur in den Mittelpunkt gerückt.

Heute machen nur etwa 15% der Forschungsarbeit Versuche am Tier aus. …Die Faszination für die Ästhetik von Viren ist bei unseren Wissenschaftlern sehr ausgeprägt, so Prof. Mettenleiter, Präsident des FLI.

In meinem Entwurf wird diese aktuelle und veränderte Arbeitssituation am FLI mit dem Blick auf den Forschungsgegenstand, seine Ästhetik wie das gefährliche Eindringen der Viren in den Lebensraum des Menschen reflektiert.

Edgar Lissel