Cyanobacteria are cultivated in round petri dishes and poured into an agar nutrient emulsion. Due to their photo-tactical properties, they tend toward the light.
In my first project with this image medium I projected a negative of the submarine bunker Kilian from Kiel onto the bacteria. The organisms migrated away from the dark areas and settled upon the transparent, light-flooded parts of the image.
Following its initial detonation in 1945, the bunker was completely demolished in 2001 and is no longer to be seen. The disappearance of the building and the emergence and subsequent vanishing of its depiction in the petri dish have an allegorical connection. The living process of producing the image refers to the ephemeral nature of architecture and its significance.
Inkjet pigment print on Hahnemühle Photo Rag, 45×45 cm, 80×80 cm
(early prints on Ilfochrome)
Cyanobacteria have inhabited the Earth for about 3.5 billion years and are responsible for emitting oxygen into the Earth’s atmosphere for the first time. In this primordial atmosphere, which previously only contained very low concentrations of oxygen, cyanobacteria created the basis for the evolution of numerous living beings, giving rise to our current habitat.
Precisely these bacteria and their implications in early evolutionary history as the basis for modern life have been of great interest to me in the Bacterium work series. The bacteria are not only depicted in my work, rather they even serve as image carrier. All works in the three series are products of a special imaging process: Bacteria are photo-sensitive; they migrate away from darker shadow areas and orient themselves over the course of several days or weeks toward points where light is cast.
Their behavior of moving toward light represents a central theme. The idea of the “photographic” and the fundamental parameters of photography are translated here into a biological process. My work does not merely depict the ephemeral states of the image objects; rather the process of becoming and fading away is at the core of the living medium itself.
“What are we dealing with here in the cycles of bacteria? With time, with light, and with reproduction. For Lissel, it always has to do with an autographic and autoreproductive process. Lissel’s art resides, so to say, in the literalness of photography. And it stands to reason to call this process ‘bio-graphical’ – one in which an organic movement actually, literally inscribes itself into a generative pictography.”
Hubertus von Amelunxen
Bakterium – WASSER LICHT(ET) GESCHICHTE
In runden Petrischalen werden Cyanobakterien gezüchtet und zu einer Agaremulsion gegossen. Aufgrund ihrer fototaktischen Eigenschaften bewegen sie sich zum Licht.
In meinem ersten Projekt mit diesem Bildmedium bestrahle ich die Bakterien mit einem Negativ des Kieler U-Boot-Bunkers Kilian. Die Organismen wandern aus den dunklen Bereichen ab und siedeln sich an den transparenten, lichtdurchfluteten Stellen des Bildes an.
Nach ersten Sprengungen 1945, wurde der Bunker 2001 komplett abgetragen und ist heute nicht mehr sichtbar. Dem Verschwinden des Gebäudes steht das Entstehen und wieder Vergehen seines Abbilds in der Petrischale gleichnishaft gegenüber. Der lebendige Prozess der Bildentstehung verweist auf die Vergänglichkeit der Architektur und ihrer Bedeutung.
Cyanobakterien besiedeln die Erde seit etwa 3,5 Mrd. Jahren und waren dafür verantwortlich, erstmalig Sauerstoff in die Urathmosphäre der Erde abzusondern. In dieser Athmosphäre, in der Sauerstoff bisher allenfalls in nur sehr geringen Konzentrationen enthalten war, schufen die Cyanobakterien so die Grundlage für die Evolution zahlreicher Lebewesen und unsere heutigen Lebensbedingungen.
Es sind genau diese Bakterien mit ihren Bezügen in die frühe Evolutionsgeschichte als Basis unseres heutigen Lebens, die in dem Werkzyklus „Bakterium“ für mich von größtem Interesse sind. Die Bakterien werden in meinen Arbeiten nicht nur abgebildet, sondern vielmehr selbst zum Bildträger. Allen Arbeiten der drei Serien ist ein besonderes Verfahren der Bilderzeugung gemein: Die Bakterien sind fotosensibel, wandern aus den Schattenbereichen ab und orientieren sich über mehrere Tage und Wochen hin zu den Stellen, auf die Licht auftrifft. Ihre Eigenschaft, sich zum Licht hin zu bewegen stellt somit das zentrale Thema dar. Die Idee des „Fotografischen“ und grundsätzliche Parameter der Fotografie werden in dieser Arbeit in einen biologischen Prozess übertragen. Ephemere Zustände der Bildobjekte werden in meinen Arbeiten nicht nur abgebildet, der Prozess des Werdens und Vergehens ist im Innersten des lebenden Mediums selbst enthalten.
„Womit haben wir es hier in den Zyklen Bakterium zu tun? Mit Zeit, mit Licht und mit Reproduktion. Stets ging es Lissel um autographische beziehungsweise autoreproduktive Verfahren. Lissels Kunst liegt sozusagen in der Buchstäblichkeit der Fotografie. Und es liegt nahe, hier diesen Prozess einen Bio-Graphischen zu nennen, in dem sich also tatsächlich, buchstäblich, eine organische Bewegung zur gestaltenden Bilderschrift einschreibt.“
Hubertus von Amelunxen