The unfinished Kouros of Naxos, a huge marble sculpture measuring around eleven metres, was simply left behind in the countryside and abandoned around 500 BC after being cut out of the marble rock and undergoing initial preparatory work. Why this happened remains a matter of debate to this day. There is much to suggest that the huge sculpture was damaged during the work and would therefore not have survived subsequent transport. A mighty undertaking – perhaps to create the largest sculpture of its time – failed. A strange feeling of sadness and despair is still palpable today. After such hard and intensive work on the stone, how must the workers have felt at the time? What interests me about this sculpture, which never reached its destination and was never later presented in a museum, is precisely this aspect of failure, of incompleteness. Instead of admiring only the perfect forms of the finished Kuroi in museums, I sought out this imperfect, failed sculpture in Apollonas, one of the most important marble quarries of antiquity.
Not from a distance, but seeking proximity to the object, in direct contact, grasping everything within reach of my arms, I scanned the surface of the sculpture piece by piece with a handheld scanner. Every unevenness in the stone, every crack was detected by the scanner. But at the same time, the uneven surface irritated the device, which was designed for very flat and even documents and produced many errors and artefacts with its extremely shallow depth of field. Every trace of the ancient tools, but also my physical limitations, my height, produced ‘errors’ and prevented a perfect image. Rather, the attempt to capture the surface of the kouros resembled a dance. A dance around the kouros and in the midst of the interplay between object, technology and author.
But to what extent does technology – and in this case, highly digitised technology – allow for the urge to touch? Doesn’t technology always stand between me and the object?
During my several days of work on the kouros, I realised that my scans were repeating the work of ancient sculptors, albeit only in a figurative sense. What were hammers and chisels for the sculptors of antiquity were translated by the scanner in my scanning process. My hand guided the scanner, and again and again the hammering sounds of the craftsmen seemed to reach my ears.
Later, I assembled the numerous individual pieces into an overall picture. My irregular movements affected the speed of the scanning process, while the rough surface of the kouros additionally influenced the device and transferred itself into a unique visual world. It is precisely these disturbances and irritations that have become the pictorial part of my encounter with this sculpture. Far from any ‘photographic accuracy,’ a landscape in stone emerged.
The aim is to erect the image of the assembled figure. In a public place or in a museum, centuries after its creation, the Kouros Apollonas is to face the viewer upright, as intended. A process that also pays homage to imperfection and failure.
Der unvollendete Kouros von Naxos, eine riesige Marmorskulptur von etwa elf Metern wurde ca. 500 vor Christus, nach dem Lösen aus dem Marmorfelsen und den ersten Vorarbeiten einfach in der Landschaft zurück gelassen und aufgegeben. Warum ist bis heute umstritten. Es spricht vieles dafür, dass die riesige Skulptur bei den Arbeiten beschädigt wurde und somit den späteren Transport nicht überstanden hätte. Ein mächtiges Vorhaben – vielleicht die größte Skulptur seiner Zeit zu erschaffen – scheiterte. Ein merkwürdiges Gefühl von Trauer und Verzweiflung ist bis heute greifbar. Nach einer solch harten und intensiven Arbeit am Stein – wie mussten sich die Arbeiter damals gefühlt haben. Mich interessiert an dieser Skulptur, die nie ihren Bestimmungsort erreicht hat und auch später nie in einem Museum präsentiert wurde eben genau dieser Aspekt des Scheiterns, des Unvollendeten.
Anstatt allein die perfekten Formen der fertigen Kuroi in den Museen zu bewundern, suchte ich gerade diese unvollkommene, gescheiterte Skulptur in Apollonas, einem der wichtigsten Marmorbrüche der Antike auf.
Nicht aus der Ferne, sondern die Nähe zum Objekt förmlich suchend, in direkter Berührung, alles in Reichweite meiner Arme erfassend, scannte ich die Oberfläche der Skulptur Stück für Stück mit einem Handscanner ab. Jede Unebenheit im Stein, jeder Riss wurde vom Scanner wahrgenommen. Aber zugleich irritierte die unebene Oberfläche das Gerät, das für sehr flache und ebene Dokumente ausgelegt war und mit seiner extrem geringen Tiefenschärfe viele Fehler und auch Artefakte produzierte. Jede Bearbeitungsspur der antiken Werkzeuge, aber auch meine körperlichen Grenzen, meine Körpergröße produzierten „Fehler“ und verhinderten ein perfektes Abbild. Vielmehr glich der Versuch die Oberfläche des Kouros zu erfassen einem Tanz. Einem Tanz um den Kouros herum und inmitten des Zusammenspiels von Objekt, Technik und Autor.
Aber wie weit lässt eine Technik – und in diesem Falle eine sehr stark digitalisierte Technik – den Drang der Berührung zu? Steht die Technik nicht immer zwischen mir und dem Objekt?
Während meiner mehrtägigen Arbeit am Kouros wurde mir klar, dass ich mit meinen Scan-Abtastungen die Arbeit der antiken Bildhauer wiederholte, wenn auch nur im übertragenen Sinn. Was bei den Bildhauern der Antike Hammer und Meißel waren, wurde bei meinem Abtastvorgang vom Scanner übersetzt. Meine Hand führte den Scanner und immer wieder schienen die hämmernden Klopfgeräusche der Handwerker an mein Ohr zu dringen.
Später habe ich die zahlreichen Einzelstücke zu einem Gesamtbild zusammengesetzt. Meine unregelmäßigen Bewegungen wirkten sich auf die Geschwindigkeiten im Scanvorgang aus, die raue Oberfläche des Kouros beeinflusste das Gerät zusätzlich und übertrug sich auf eine ganz eigene Bildwelt. Es sind eben diese Störungen und Irritationen, die bildhafter Teil meiner Begegnung mit dieser Skulptur geworden sind. Fern jeder „fotografischer Genauigkeit“ entstand eine Landschaft in Stein.
Ziel ist es, das Bild der zusammengefügten Figur aufzurichten. An einem öffentlichen Platz oder in einem Museum soll der Kouros Apollonas Jahrhunderte nach seiner Entstehung – aufrecht, wie vorgesehen – dem Betrachter gegenübertreten. Ein Vorgang der auch der Unvollkommenheit, dem Scheitern huldigt.
















